Nachwuchsprobleme bei der Polizei sind kein Alleinstellungsmerkmal. Die Attraktivität zu steigern, muss auch zukünftig unsere Aufgabe sein. Abschreckendes Beispiel bleibt aber derzeit gerade die Versetzungsproblematik bzw. die Zahl der versetzungswilligen Kolleginnen und Kollegen von der Landesliste in unserer Behörde.
Als erste Maßnahmen waren bereits die Veränderungen zum Einstellungsdatum, Wechsel vom 01.10. auf den 01.09. landesweit bedeutsam. Zusätzlich, da wir unsere Zahlen nicht voll bekommen haben, wurde auch der 01.04. als zusätzliches Einstellungsdatum wieder aufgelegt.
Fakt ist, wir bekommen nicht die erforderlichen regionalen Einstellungen zusammen. Zum Versetzungszeitpunkt 01.10. werden wir somit durchgängig versorgt mit hochmotivierten Nachwuchskräften, die von der Landesliste stammen. Das bedeutet, dass sie im Regelfall aus anderen Bereichen kommen und wieder in ihre Heimat zurück möchten.
In unserer Behörde wurde eine Versetzungssperre von 3 Jahren installiert. Im Rahmen der Sondertagung der Dezernatsleitungen Personal am 16.02.2023 wird die Fälligkeit einer aktualisierten Erlasslage festgestellt, da andere Behörden diese Problematik offensichtlich nicht hatten oder andere Regelungen getroffen wurden.
Was bedeutet das im Detail?
Nach letztem Stand haben wir 41 versetzungswillige Kollegen und Kollegen zum 01.10.2023, die bereits 3 Jahre Standzeit in unserer Behörde haben, von der Landesliste nach Braunschweig versetzt wurden und wieder in ihre Heimat möchten.
Davon sind 6 Beamtinnen und Beamte, die nun in Braunschweig bleiben möchten, ein sehr positiver Trend für unsere Region.
Von den verbleibenden 35 Kolleginnen und Kollegen können voraussichtlich 10 sog. Härtefallregelungen in ihre Wunschdienststellen versetzt werden.
Somit gibt es nach aktuellem Stand noch weitere 25 Kolleginnen und Kollegen, die 3 Jahre Standzeit in der PD Braunschweig haben, ausgebildet wurden und nun in ihre Heimat wollen.
Die Liste wird sich aber stetig erhöhen.
Jetzt ändert sich mit dem neuen Versetzungserlass zum 31.07.2023 zur einheitlichen Verfahrensweise die Verkürzung der Mindeststandzeit in der Behörde auf 2 Jahre.
Somit kommen nun auch die Kandidaten auf die Liste, die 2 Jahre Standzeit haben. Die proportionale Entwicklung mit der Verlängerung der Standzeit dürfte hier klar erkennbar sein.
Wen bekommen wir zum 01.10.2023 in die Behörde und wie ist hier der Schlüssel?!
Keine Überraschung ist, dass wir zum 01.10. mutmaßlich ca. 120 (plus minus X) Kolleginnen und Kollegen als Neuzugänge in die Behörde bekommen.
Davon sind nach aktuellem Stand ca. 70 (in Worten Siebzig) Kolleginnen und Kollegen von der Landesliste.
Wer also rechnen kann, ist klar im Vorteil. Die Liste der Versetzungswilligen setzt sich fort und wird sich weiterhin steigern. Auch wenn die Pensionszahlen sich in naher Zukunft verändern und die Einstellungszahlen geringer werden, wir müssen es schaffen, zu 100% unsere regionalen Einstellungszahlen zu erreichen.
Wir haben in der PD Braunschweig zum 01.10.2023
168 regionale Einstellungsmöglichkeiten !!!
und sind noch weit davon entfernt, diese Zahlen zu erfüllen.
Als Konsequenz bedeutet das, wir bekommen mindestens noch 3 weitere Jahre eine Vielzahl an Neuversetzungen von der Landesliste und die Liste der versetzungswilligen Kolleginnen und Kollegen wird länger und länger und….
Unsere Bemühungen dazu müssen also deutlich verstärkt werden.
Hier sind Verbesserungen in der Digitalisierung, Stellenhebungsprogramme und weitere Maßnahmen wie Homeoffice, Telearbeit und andere Möglichkeiten erforderlich, den Beruf attraktiver zu gestalten.
Die Gesellschaft ist im Wandel und die jüngere Generation hat andere Kernthemen. Die Zeiten der Babyboomer (bis Geburtsjahr 1964) bei der Polizei neigen sich dem Ende zu.
Die Generation Z (1996-2010) hat andere Interessen bzw. andere Schwerpunkte.
Und wenn es nur um Work-Live-Balance, Jobrad oder Hansefit, also eine vom Arbeitgeber subventionierte Möglichkeit auf Sportangebote bei verschiedenen Institutionen für einen Pauschalpreis, ist.
Entscheidender Faktor ist, wir müssen es zeitnah schaffen, unsere regionalen Einstellungsmöglichkeiten auszuschöpfen.
Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre hatte die PD Hannover ein identisches Problem. Und wenn ich dort an Versetzungssperren von 5 Jahren und Standzeiten von 8 Jahren in einer „fremden“ Behörde denke, sollten wir jetzt handeln.
Einige der nachfolgenden Fragen wurden bereits an Uns herangetragen:
Ich stehe auf der Liste zur Versetzung in die PI X an Platz 1, warum werde ich nicht versetzt?
Gibt es verlässliche Prognosen, wann ich mit einer Versetzung nach meiner Standzeit zu rechnen habe ?
Wird es in den nächsten zwei Jahren auch „normale“ Versetzungen geben oder tendenziell erstmal nur Härtefallregelungen ?
Welche durchschnittliche Standzeit prognostiziert ihr?
Von der PA kommen regionale Einstellungen in die Heimatbehörde. Wenn ich in meiner Wunsch – PI an einem vorderen Platz stehe, habe ich dann Vorrang zu den regionalen Einstellungen ?
Was bedeutet, ich brauche Ersatz oder einen Tauschpartner ?
Für diese oder ähnliche Fragestellungen stehen wir gern zur Verfügung, ruft einfach mal durch.
Christian Gleich
Vorsitzender der Bezirksgruppe Braunschweig
Tel. 0531/476-1082
kontakt@gdp-bezirk-bs.de